Lydia, als Business Mentorin unterstützt du Unternehmerinnen und weibliche Führungskräfte im Einklang mit sich selbst, wirksam und kraftvoll zu sein. Wie gehst du konkret vor, um diese Frauen zu ermutigen, ihre Stärken zu erkennen und in herausfordernden Momenten zu nutzen?
Frauen in Führungspositionen verlieren manchmal ihre Kraft durch Überlastung, unrealistische Ansprüche und den Druck, den Job als Frau perfekt zu erledigen. Angestellte Führungskräfte vernachlässigen ihre Bedürfnisse, um die Beziehung zum Chef und ihren Platz im Unternehmen nicht zu gefährden. Unternehmerinnen, die ihre Mission vorantreiben, gönnen sich kaum Pausen und erleben einen Erschöpfungszustand.
Das Fehlen klarer Grenzen und Selbstfürsorge führt zu geringer Energie. In solchen Momenten ist es wichtig, den Fokus auf die ursprünglichen Beweggründe für die Führungsrolle zu legen, die Freude im Sein zu finden und die aktuellen Bedürfnisse zu erkennen.
Oft stehen Frauen Hindernisse im Weg, derer sie sich nicht bewusst sind. Mein Ansatz ist, Leaderinnen darauf aufmerksam zu machen und auszusprechen, was sie möglicherweise nicht sehen können.
Kannst du Beispiele aus deiner Erfahrung teilen, wie du durch Mentoring dazu beiträgst, dass Frauen sowohl beruflich als auch persönlich erfolgreich sind?
Sehr gerne, 1. Beispiel:
Eine erfahrene weibliche Führungskraft in einer männergeprägten Branche fühlt den Druck, sich behaupten zu müssen. Das ständige Vergleichen mit männlichen Kollegen führt zu einem inneren Konflikt, bei dem sie ihre Authentizität verliert. Ihr Versuch, in der Sprache der Männer zu sprechen, wird als zu hart kritisiert. Der innere Zwiespalt zwischen Anpassung und dem Wunsch, ernst genommen zu werden, beeinträchtigt ihre Selbstwahrnehmung und Führungskompetenz. Innere und äußere Klarheit sind entscheidend, um als authentische Führungskraft wirken zu können. Erst wenn sie sich selbst erlaubt, die Dualität aufzulösen und einen Weg der inneren Einheit zu finden, kann sie als Führungskraft in ihrer vollen Stärke und Strahlkraft wirken.
2. Beispiel:
Eine engagierte Unternehmerin, stolz auf ihre Erfolge, spürt, dass ihre Energie schwindet. Zweifel an der Bedeutung ihres Vorhabens und körperliche Beschwerden lassen sie nach innen reflektieren. Trotz äußerlichem Erfolg kämpft sie mit Leere und Einsamkeit. In meiner Arbeit mit Unternehmerinnen steht die Auseinandersetzung mit dem Innenleben im Fokus. Die Frage nach der Kraftquelle, dem Loslassen und inneren Persönlichkeitsanteilen, die dem entgegenstehen, sind zentral. Die Weisheit "Wie innen, so außen" leitet die innere Spurensuche, um die Frau als kraftvolle "Königin" in ihrem "Königreich" wiedererstehen zu lassen.
Als Unternehmerin arbeitest du nun seit 10 Jahren, und es ist beeindruckend, dass du kurz nach der Gründung deines Unternehmens Mutter geworden bist. Wie hast du es geschafft, in dieser Zeit durchzuhalten? Welche Strategien hast du entwickelt, um die Herausforderungen des Unternehmertums mit den Verpflichtungen als Mutter zu vereinen?
Drei Jahre nach meinem Start in die Selbständigkeit wurde meine Tochter geboren. Die Freude darüber, Mutter zu werden, war riesig. Die Realität, beide "Babys" – meine Tochter und mein Business – zu betreuen, wurde jedoch herausfordernd. Durch durchwachte Nächte und Energiemangel musste ich täglich neu entscheiden, wo meine begrenzte Energie am effektivsten eingesetzt werden konnte.
Es war nicht immer einfach, ich musste über meine Grenzen hinausgehen, und ich vernachlässigte dabei oft meine Selbstfürsorge. Diese Herausforderung des Abwägens zwischen Mutterrolle und Selbständigkeit begleitet mich auch heute noch. Trotzdem war es mir wichtig, meine Tochter nicht den ganzen Tag fremdbetreuen zu lassen. Die Balance erforderte Flexibilität, die ich dank eines unterstützenden Umfelds – mein Mann, meine Familie und andere Mütter im Netzwerk – bewahren konnte.
Die Überwindung, aktiv nach Unterstützung zu fragen, war anfangs groß. Ich musste meinen inneren Konflikt zwischen Selbstständigkeit und Hilfebedürftigkeit überwinden. Die echte Auseinandersetzung mit meiner Innenwelt, meiner Vision und das Loslassen anerzogener Überzeugungen ermöglichten mir schließlich, um Hilfe zu bitten und Unterstützung anzunehmen. Es ist beruhigend zu wissen. dass mein Umfeld meine Passion unterstützt, und ich beide Lebensbereiche "achtsam und bewusst" vereinen konnte.
Welche Methoden würdest du Frauen empfehlen, die Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Zweifel und hinderlichen Überzeugungen zu erkennen, und wie können sie diese in positive Energie umwandeln, um den Mut zu finden, ihren eigenen Weg zu gehen?
Ein entscheidender Schlüssel ist, wie bereits erwähnt, die bewusste Auseinandersetzung mit der inneren Welt, insbesondere mit den unterschiedlichen Stimmen, die in uns sprechen.
Diese inneren Stimmen erscheinen uns oft als Hindernisse auf dem Weg zu unseren eigentlichen Zielen. Zum Beispiel die leise Stimme, die sagt: „Hey, ich bin gerade so müde, ich mag das so nicht mehr machen“ und prompt meldet sich daraufhin eine andere Stimme zu Wort und spricht herrisch: „Stell dich nicht so an, dass gehört zum Business dazu, da musst du durch“.
Oft sind es eben mehrere Stimmen, die wir wegdrücken möchten, weil sie uns vermeintlich im Weg stehen. Mit zunehmendem Alter drängen sie noch stärker an die Oberfläche und wollen gehört und betrachtet werden. Denn sie haben etwas „Gutes und Wertvolles“ zu sagen. Hier liegt der wertvolle und verborgene Schatz.
Der wichtigste Tipp:
Achte auf deine inneren Stimmen, ohne sie zu verurteilen; betrachte sie als Beobachter. Spüre ihre Manifestation im Körper und versuche ihre positive Absicht zu verstehen. Schreibe deine Gedanken in ein "Teile/Persönlichkeitsteilebuch".
Bewege dich in der Natur, um deine Gefühlswelt zu aktivieren und neue Ideen zu generieren. Die Verbindung zur Natur gibt Sicherheit, die Bewegung stimuliert das Gehirn. Meditiere, singe, male – tu etwas, das dir guttut und dich ausdrückt. Kreative Elemente öffnen Türen zu deiner authentischen Essenz.
Nutze persönliches 1:1 Coaching für die Auseinandersetzung mit Persönlichkeitsanteilen und Führungsherausforderungen. Selbstreflexion ist stark, Coaching führt sicher durch den Prozess zu einem neuen Level.
Schließe dich einem Netzwerk von Leaderinnen an, die ihre Innenwelt erforschen und die Welt positiv beeinflussen wollen. Der Austausch von Erfahrungen zeigt, dass du nicht allein bist, und die Gemeinschaft motiviert dazu, entschlossen den eigenen Weg zu gehen.
In deiner Reise als Unternehmerin und Mentorin betonst du, dass nicht alles "Mindset" ist. Kannst du uns Beispiele geben, wie du gelernt hast, zwischen realistischer Sachlichkeit und notwendiger positiver Energieabwägung zu navigieren?
Mit der Aussage „Nicht alles ist Mindset“ möchte ich Folgendes sagen: Oftmals wird uns signalisiert, dass unser Erfolg und Glück allein von unseren Gedanken abhängen. Das ist im Grundsatz sicherlich richtig, denn unsere Gedanken prägen maßgeblich unsere Gefühle und unser Handeln, und damit unser Ergebnis im Leben.
Gleichzeitig sehe ich eine große Gefahr darin, wenn wir behaupten, dass alles ausschließlich Mindset ist. Es
würde implizieren, dass wir jedem, der von Burnout und Erschöpfungszuständen betroffen ist, einfach sagen könnten: „Hey… denke positiv, dann wird das schon“.
Doch so einfach ist das aus meiner Erfahrung nicht.
Ignorieren wir innere Stimmen, die Erschöpfung signalisieren, und setzen stattdessen auf positive Affirmationen, geraten wir geradezu in die Falle der Erschöpfung. Denn Fakt ist, dass ja gerade etwas in uns erschöpft ist und einen „wohlwollenden Blick“ benötigt, um wieder kraftvoll zu werden. Ein bewusstes Handeln aus dem inneren Selbst und ein Gewahrsein sind besonders als Leaderin entscheidend, um nicht auszubrennen.
Es ist wichtig zu erkennen, dass Persönlichkeitsanteile in uns existieren, die nach Erfolg und Anerkennung streben. Diese "Manageranteile" sind legitim, aber wenn wir Anteile in uns wahrnehmen, die müde oder einsam sind, sollten wir ihnen Aufmerksamkeit schenken und herausfinden, was sie benötigen.
Die Auseinandersetzung mit positiven Affirmationen, Zielen und Visionen ist entscheidend für die Persönlichkeitsentwicklung, jedoch dürfen diese Werkzeuge nicht in Richtung Selbstoptimierung führen, sondern sollten Selbstentwicklung, Selbstwirksamkeit und Selbstführung fördern. Als Frau in Führung sollten wir uns auf Selbstentwicklung und Selbstermächtigung konzentrieren, um authentisch und selbstbestimmt zu handeln.
Ich mache mir immer wieder bewusst: Als Frau bin ich biologisch gesehen ein zyklisches Wesen. Es gibt Zeiten, da habe ich sehr viel Energie und rocke in kürzester Zeit eine Menge an Aufgaben und bin voller Inspiration. Dann wiederum gibt es Phasen, in denen ich mehr Raum und Zeit für mich und meine Bedürfnisse brauche. Ich nehme das an und achte auf mich.
Und zuletzt ganz wichtig: Das Durchhalten von Projekten, Zielen usw. ist wichtig, um erfolgreich zu sein. Es gibt allerdings Situationen, in denen es ehrlich zu hinterfragen gilt: „Schütze ich hier mein Ego, das weiter durchhalten möchte, oder entspricht es wirklich meiner wahren Vision?“.
Welche Zukunftsvision hast du für dich selbst als Business Mentorin und Inspirationsgeberin? Was möchtest du noch erreichen und welchen Einfluss möchtest du auf die Welt haben?
In meiner Zukunftsvision sind die Menschen bewusster und können sich selbst kraftvoll führen. Für mich ist die Zukunft definitiv weiblicher und stärker geprägt von Gewahrsein. Es gilt, nicht weiter alten Systemen hinterherzulaufen. Es gilt, für uns einen bewussteren Weg in der (Arbeits)Welt zu finden. Einen Weg, den vor allem wir Frauen und Leaderinnen aktiv mitgestalten müssen.
Das fordert jedoch von uns Frauen, dass wir eine „innere Stabilität“ haben und „Weiblichkeit“ als einen wahren Schatz betrachten und uns nicht als das „schwache oder zu emotionale“ Geschlecht sehen.
Wenn wir lernen, durch aktive Selbstführung mit Emotionen und Zweifeln bewusst umzugehen, stereotype Ansichten zu hinterfragen und mehr in den authentischen Ausdruck zu gehen, können wir unsere Schöpferkraft bewusst nutzen, um Neues mitzugestalten.
"Meine Vision ist erfüllt, wenn es mir gelingt, durch meine Arbeit möglichst viele Frauen und Leaderinnen zu unterstützen, stimmige Entscheidungen zu treffen, damit sie in der (Arbeits-)Welt bewusst, kraftvoll und wirksam ihren eigenen Weg gehen können.
Zum Abschluss, Lydia, da wir in der Lifestyle Collection den Fokus auf besondere Reiseziele legen, würden wir gerne deine persönlichen Empfehlungen erfahren. Welche Orte haben dich besonders fasziniert und welche möchtest du unseren Lesern als herausragende Reiseziele ans Herz legen? Was macht diese Orte für dich so einzigartig?
Bodrum hat mich zuletzt am meisten fasziniert. Mein Wunsch war es, ausschließlich zu entspannen und neue Energie zu tanken. Und genau dafür erwies sich Bodrum als der perfekte Ort. Das Klima war zu meiner Überraschung selbst im August äußerst angenehm, es war nie zu heiß. Die Kulisse und Strände waren fernab von überfüllten Touristenmassen. Wir hatten immer ausreichend Platz zum Genießen. Die Qualität des Essens übertraf meine Erwartungen und besonders hervorheben möchte ich die Gastfreundschaft des Hotelpersonals. Wir waren wahrhaft willkommen. Das I-Pünktchen war, dass in der Türkei Kinder immer willkommen sind. So konnte ich vollkommen loslassen und einen der schönsten Urlaube erleben.
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