BARBARA HAGEDORN-FUTURE WE
- lifestylecollection
- 29. Okt.
- 6 Min. Lesezeit

Barbara, du bist Unternehmerin, Speakerin, Investorin und Netzwerkerin mit einer beeindruckenden Karriere in der Wirtschaft. Bereits mit 23 Jahren wagtest du den Schritt in die Selbstständigkeit in der Reifenbranche, hast früh ein Gespür für unternehmerische Chancen entwickelt. Du warst maßgeblich am Aufbau der Hagedorn Unternehmensgruppe beteiligt, wo du als Geschäftsführerin über viele Jahre Verantwortung für Wachstum, Innovation und Transformation übernommen hast. Im Jahr 2024 hast du dann FutureWE gegründet. Was hat dich dazu bewegt, diesen neuen Weg einzuschlagen, und was ist deine Vision für FutureWE?
Während der Zeit in den Unternehmen habe ich erlebt, wie entscheidend Zusammenarbeit ist – unabhängig von Geschlecht, Alter, Hintergrund oder Position. Gleichzeitig habe ich festgestellt, dass es immer noch Hürden gibt. Frauen kämpfen um Sichtbarkeit, während vielen Männern gar nicht bewusst ist, dass sie Teil der Lösung sein können. Genau hier setzt FutureWE an. Mein Ziel ist es, eine Plattform zu schaffen, die Frauen wie Männer gleichermaßen ermutigt, gemeinsam neue Wege zu gehen. Es geht nicht um ein Gegeneinander, sondern um ein Miteinander – nur so erreichen wir echte Chancengleichheit. Wenn jeder in seiner Kraft bleibt und wir uns wie ein Zahnrad ineinander verzahnen, sind wir unschlagbar. Das habe ich jahrelang bei Hagedorn gelebt – und genau das hat mich erfolgreich gemacht.
Mit "Frau am Bau" hast du bewiesen, dass Frauen in männerdominierten Branchen erfolgreich sein können. Inwiefern unterstützt du mit FutureWE Frauen konkret dabei, sich in solchen Bereichen zu behaupten – und welche Tipps gibst du ihnen aus deiner eigenen Erfahrung mit auf den Weg?
Ich habe selbst erfahren, dass nachhaltige Veränderungen nur dann entstehen, wenn alle mitmachen. FutureWE schafft dafür Räume – durch Mentoring-Programme, die erfahrene Führungskräfte mit Frauen zusammenbringen, die ihre Karriere gezielt vorantreiben möchten. Dazu kommen Netzwerkveranstaltungen, die bewusst Männer und Frauen zusammenbringen, damit Chancengleichheit nicht nur ein Ziel bleibt, sondern zur gelebten Realität wird. Mein wichtigster Tipp: Nicht in „Lagern“ denken! Männer sind keine Gegner, sondern Verbündete – wenn wir sie mitnehmen und aktiv einbinden. Viele sind bereit, sich für Chancengleichheit einzusetzen, wissen aber oft nicht, wie. Lassen wir uns also gegenseitig die Hand reichen.
Mit FutureWE förderst du den Austausch und das Netzwerken. Welche Rolle spielt ein starkes Netzwerk für Erfolg – und welchen Rat gibst du Menschen, die gezielt wertvolle Kontakte knüpfen und nutzen möchten?
Das Wichtigste ist Vielfalt im Netzwerk. Frauen sollten sich gegenseitig stärken, aber nicht unter sich bleiben – genauso wenig wie Männer. Ein echtes Erfolgsnetzwerk besteht aus Menschen, die Wissen teilen, andere fördern und sich gegenseitig Türen öffnen – ohne Vorurteile. FutureWE schafft genau diese Räume: Plattformen, in denen sich Menschen branchenübergreifend vernetzen, voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen. Denn Erfolg entsteht nicht in Isolation, sondern durch den Austausch mit anderen.
Welche Veränderungen müssen Unternehmen heute umsetzen, um nicht nur attraktive, sondern auch zukunftsfähige Arbeitgeber zu sein?
Es reicht nicht aus, ein ,,Haus für Frauenquoten” zu eröffnen oder Programme zur Vereinbarkeit aufzulegen. Zukunftsfähige Unternehmen brauchen eine echte Kultur des Miteinanders. Dazu gehören:
Flexibilität für alle – nicht nur für Mütter, sondern auch für Väter, Menschen mit Pflegeverantwortung oder solche, die einfach anders arbeiten wollen.
Vielfältige Karrierewege – nicht nur für die Lauten, sondern auch für die Stillen und Kompetenten.
Bewusstsein für unbewusste Vorurteile – oft passiert Diskriminierung nicht absichtlich, sondern beiläufig, z. B. wenn immer die gleichen Stimmen in Meetings gehört oder Männer häufiger für Führungspositionen vorgeschlagen werden. Hier helfen gezielte Sensibilisierungstrainings.
Unternehmen, die das verstehen, werden langfristig erfolgreicher sein – weil sie die besten Talente halten und ein wirklich inklusives Umfeld schaffen.

Dein Weg als Unternehmerin war nicht immer einfach, besonders als Frau in der Geschäftswelt. Was waren die größten Herausforderungen, die du erlebt hast – und welche Hürde hat dich am meisten geprägt?
Natürlich gab es Hürden – insbesondere das Gefühl, mich doppelt beweisen zu müssen, weil ich eine Frau bin. Doch was mir geholfen hat, war der Austausch mit den richtigen Menschen – mit Männern, die mir eine Chance gegeben und an mich geglaubt haben. Beides war essenziell. Ein Erlebnis werde ich nie vergessen: Als ich mit 23 Jahren in der Reifenbranche selbstständig gemacht hatte, fuhr ich zu einer Spedition, um Reifen zu verkaufen. Mein potenzieller Kunde begrüßte mich mit: „Was willst du mir denn von Reifen erzählen, Schätzeken?“ – Augen zu und durch, dachte ich mir. Ich musste also doppelt überzeugen: mit Fachwissen und Kompetenz. Später, in der Preisverhandlung, kam mir das „Schätzeken“ sogar zugute: Es wurde nicht bis zum letzten Cent gefeilscht – unter Männern wäre das anders gewesen.
Ich habe gelernt: Wer mit Fachwissen überzeugt und sich auf Augenhöhe begegnet, kann sich in jeder Branche durchsetzen – unabhängig von alten Rollenbildern.
Dein Motto ist „Traut euch!“, Barbara – gab es in deiner Karriere einen Moment, in dem du selbst besonders viel Mut gebraucht hast?
Ja, definitiv. Mit einer der größten Momente war die Entscheidung, meine Komfortzone zu verlassen und FutureWE zu gründen. Ich stand wieder ganz am Anfang – mit viel mehr Erfahrung und einem finanziellen Polster, aber das allein hilft nicht. Es bedeutete, Neues zu wagen, Unsicherheiten auszuhalten und auf meine Überzeugung zu vertrauen.
Aber Mut entsteht nicht im Alleingang – er wächst durch Menschen, die an einen glauben. Ich hatte das Glück, tolle Freunde an meiner Seite zu haben, und wollte auch für meine Töchter ein Vorbild sein. Ein Umfeld zu schaffen, das Mut stärkt und unterstützt – genau das möchte ich mit FutureWE weitergeben.
Welchen entscheidenden Tipp würdest du als erfahrene und erfolgreiche Unternehmerin Frauen geben, die ihr eigenes Business starten wollen?
Baut euch ein starkes, diverses Unterstützungsnetzwerk auf! Erfolg entsteht nicht im Alleingang, sondern durch kluge Partnerschaften. Ich rate jeder Gründerin: Holt euch Menschen ins Boot, die euch ergänzen – ganz gleich, ob Männer oder Frauen.
Lernt von den Besten, lasst euch herausfordern und seid bereit, euch weiterzuentwickeln. Und habt keine Angst vor Fehlern – sie sind oft die besten Lehrmeister. Ebenso ist es wichtig, wirklich zu wollen – denn Unternehmertum ist ein ständiges Lernen und Anpassen – dessen sollte man sich bewusst sein. Es hat sich einiges verändert, allein durch Social Media ist vieles schneller, aber auch besser geworden. Man bekommt sehr schnell eine große Reichweite, was für manche Neugründungen einen sehr großen Vorteil bietet. Aber ich bleibe dabei: „Ohne Fleiß kein Preis“. Es drückt immer noch aus, dass Anstrengung, Disziplin und Durchhaltevermögen nötig sind, um etwas zu erreichen. Du bekommst dafür unter anderem Unabhängigkeit und Selbstbestimmung, finanzielle Chancen, Kreativität und Selbstverwirklichung – sowie Erfüllung und Sinn in deiner Arbeit.
Du bist Unternehmerin, Mutter und Mentorin. Wie schaffst du es, deine verschiedenen Rollen zu vereinen, ohne dich selbst dabei aus den Augen zu verlieren?
Heute weiß ich: Es geht viel besser mit einem starken Umfeld. Ich hatte das nicht immer und habe oft allein gekämpft, als Frau hast du immer den Spagat zwischen Familie, Partnerschaft und Beruf und hast immer das Gefühl du kannst nie allem gerecht werden. Es war eine große Herausforderung, alles immer zu „wuppen“. Mittlerweile habe ich das Glück, Menschen um mich zu haben – in der Familie wie im Business –, die mich unterstützen.
Wir müssen aufhören, Frauen einzureden, sie müssten alles allein schaffen. Karriere und Familie sind nur mit einem starken Team möglich – sei es der Partner, Kollegen oder ein gutes Netzwerk. Mein Motto: Fragen stellen, Hilfe annehmen und selbst andere unterstützen. Denn selbst die stärkste Frau braucht ein starkes Netzwerk – und auch mal eine Schulter zum Anlehnen. Niemand muss alles allein schaffen.

In der Lifestyle Collection berichten wir über wunderschöne Reiseziele. Gibt es einen Ort, der dich besonders inspiriert hat – sei es persönlich oder in deiner Arbeit als Unternehmerin?
Ich liebe es, mit dem Pferde-LKW oder dem Wohnmobil unterwegs zu
sein– meine größte Inspiration finde ich in der Natur. Ausreiten mit meinem Quarter Horse – ganz allein unterwegs oder bei der Arbeit mit dem Pferd – sind für mich der perfekte Rückzugsort. Auch bei der Arbeit mit dem Pferd verstehe ich uns als Team – oberste Priorität haben Vertrauen, klare Kommunikation, Respekt, Geduld und Konsequenz, Harmonie und Balance. Diese Prinzipien lassen sich hervorragend auf die Führung von Teams übertragen. Auf Reisen war ich zum Rindertreiben in Wyoming, Natur pur, und da ging es um harte körperliche Arbeit und Durchhaltevermögen, Teamwork von Mensch und Tier, Verständnis für Rinder und Respekt vor der Natur, Tradition und Cowboy-Kultur. Hier gibt es viele Parallelen zu Cowboy-Werten wie Ehrlichkeit, harte Arbeit, Respekt vor der Natur und Loyalität.
Dieses Jahr stehen die Rocky Mountains an – natürlich mit Pferd. Dort, mitten in der Wildnis, finde ich Ruhe und Klarheit. Inspiration entsteht für mich nicht im Trubel, sondern in der Stille.
All das sind für mich unglaublich schöne Reiseziele und ich bin unendlich dankbar dafür, was ich alles in meinem Leben erreicht habe und erleben darf.




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